Überpünktlich finde ich mich auf dem Firmengelände
ein. Die Fabrikhalle besteht aus Containern und ist schummrig beleuchtet, ich
laufe auch noch nicht ganz auf Betriebstemperatur und überlege wie man wohl in
die Container rein kommt. In der Dunkelheit begegnen mir zwei Gestalten, ihre
brennenden Zigaretten hatten sie verraten. Während ich höfliche und
gesprächseinleitende Floskeln wie „Guten Morgen, darf ich sie mal was fragen?“
von mir gebe, sind die beiden schon einen Schritt weiter und meinen:„ Ach,
Schätzelein, das sehe ich schon, weiße Tasche mit grünen Buchstaben, du bist
hier richtig! Wir rauchen jetzt noch zwei bis drei Zigaretten und dann gehen wir
rein und zeigen dir alles.“ -Angenehm!- Innerhalb von Millisekunden konnten die
wichtigsten Fragen geklärt werden und bereits das äußerst steife „Sie“ abgelegt
werden. Im Laufe der geschätzten 12Zigaretten tauchen weitere Menschen auf, die
insbesondere durch ihre PKWs auffallen, mit denen sie das Fabrikgelände
erreichen. Nach einer kurzen Begrüßung geht’s auch schon rein in die Container.
In der Hygieneschleuße werde ich über die Sozialgefüge
der mir zugeteilten Schichtgruppe aufgeklärt und bekomme erste Einweisungen in
den Arbeitsablauf, vom Schichtleiter weiterhin keine Spur, aber die
Schichtgruppe der Nachtschicht begutachtet das Frischfleisch ganz genau. Für
kurze Zeit schert sich ein Kreis, von etwa 16 Männern um mich, die aber kein
Wort sagen und mir bei meinen Fragen auch nicht weiter helfen können. Die
Nachtschicht-Gruppe kann sich nur schwer vom Frischfleisch losreißen (oder vom
Arbeitsplatz, wer weiß das schon), räumt aber dennoch das Feld. Ich habe Fragen
zu meinem neuen Aufgabenbereich, aber die Jungs arbeiten in der Produktion und
ich soll laut Angaben der Zeitarbeitsfirma in der Qualitätssicherung arbeiten,
was auch immer das heißt. Es wird gemunkelt, dass dort an einem PC gearbeitet
wird und dass die Software mit einer fremden Sprache arbeitet. Ominös!
Da! Der Schichtleiter, heute in Vertretung durch MC
Hammer, nähert sich, zeigt mir meinen Arbeitsplatz und sagt dann, dass er von
meiner Arbeit auch keine Ahnung hat aber Schwester M jeden Moment eintreffen
würde und mir alles erklärt, ah ja! Schwester M trug ihren Namen in goldenen
Lettern um den Hals, super ihren Namen konnte ich mir Dank der goldenen
Gedächtnisstütze wunderbar merken. Schwester M weist mich in die Arbeitsgänge
ein, zeigt mir das Programm und klärt mich über die ominöse fremde Sprache auf:
Englisch! Gut, jetzt kann es ja losgehen. Doch da nähert sich MC Hammer,
Schwester M hat an den Betriebs Laptop pinkfarbene Lautsprecher installiert, MC
Hämmer äußert betont lässig erste Musikwünsche. Jeder aus der Schichtgruppe nähert
sich nun für seinen Musikwunsch und zur Inspektion des Frischfleisches.
Pause, 40Minten, bei acht Stunden Arbeit, etwas, was
mir in meinem Kellnerjob bis her nicht untergekommen war.